Presse

Finanzmärkte haben sich gut erholt

Artikel im Finanzjournal der Siegener Zeitung vom 14.07.2021

Viele Unternehmen präsentieren nach den ersten beiden Quartalen 2021 sehr solide Gewinnzuwächse

Die globale Wirtschaft erholt sich zunehmend von der Pandemie. Die Rohstoffpreise steigen teils stärker als die Unternehmensgewinne, Inflation zieht auf, das Ende der ultralockeren Notenbankpolitik naht, die realen Zinsen bleiben negativ. Globale Aktien bleiben unser bevorzugtes Anlagesegment.“ So lautet das Fazit der Maneris-Investmentkonferenz zum Halbjahr 2021. Hier die Einschätzung des Siegener Vermögensverwalters zu den weiteren Aussichten an den Kapitalmärkten.

Viele Aktienmärkte haben in den vergangenen Wochen Allzeithochs erreicht. Wie groß ist das Potenzial für weitere Kurssteigerungen?

Andreas Muhl: Zunächst freuen wir uns natürlich, dass sich die Finanzmärkte von dem Crash vor einem Jahr so gut erholt haben. Unser Mischfons Maneris Select, in dem wir unsere Markteinschätzung in einer Anlagestrategie umsetzen, konnte seit März 2020 um 24 Prozent zulegen, getragen durch unsere stärksten Portfolio-Sektoren IT, Gesundheit und Infrastruktur. Viele Unternehmen präsentieren nach den ersten beiden Quartalen 2021 sehr solide Gewinnzuwächse, so dass die derzeitigen Bewertungen am Aktienmarkt fundamental gut unterstützt sind. Die Öffnung der Wirtschaft, auch in den zuletzt schwierigen Branchen Tourismus, Gastronomie und Kultur, trägt zu einer  Stimmungsverbesserung bei, die Gewinndynamik können wir aber auch bei Investitionen und im Konsum feststellen. Vorübergehende Rücksetzer nach der guten Performance der letzten Monate ändern nichts an unserer positiven langfristigen Erwartung für die Aktienmärkte. Dafür gibt es zu viele spannende Wachstumstrends.

Welche Trends sehen Sie da?

Peter Engel: Da wäre zum einen die – auch durch die Pandemie – beschleunigte Digitalisierung der Wirtschaft und auch des Privatsektors. Das zieht sich durch alle Branchen. Weltweit werden öffentliche Fördermittel und Programme bereitgestellt. Industrie und Mittelstand haben verstanden, dass Digitalisierung Kosten sparen und Abläufe verbessern kann. Nicht nur für international ausgerichtete Konzerne hat ein Wettrennen um die fortschrittlichste IT begonnen. Ob das immer zu den besten oder pragmatischsten Lösungen führt, wird sich zeigen. Es wird sicher auch übers Ziel hinausgeschossen werden. Profiteure bleiben aber die Technologieunternehmen, die Standards schaffen können.

Der zweite Trend am Kapitalmarkt geht in Richtung Nachhaltigkeit. Unternehmen, die sich diesen Vorgaben verschließen, werden sich immer schwerer am Markt finanzieren können. Künftig wird man den Wert eines Unternehmens nicht nur am Gewinn oder der Dividende messen, sondern auch daran, wie ethisch und ökologisch sauber gearbeitet wird.

Inwieweit ist die erhöhte Inflation eine Gefahr für die Börse? Und was heißt das für den Goldpreis?

Beate Klasen: Hohe Nachfrage bei Investitionen und Konsum bei gleichzeitig knappem Warenangebot und einem Boom bei den Rohstoffen führen zwangsläufig zu höheren Preisen bei Produzenten und Verbrauchern. Gut 2 Prozent Inflationsrate in der Eurozone, 5 Prozent in den USA und deutlich darüber in den Schwellenländern, das sind die aktuellen Indikationen. Der Geist der Inflation ist damit aus der Flasche und die nominale Geldentwertung für uns alle spürbar. Es ist denkbar, dass der konjunkturelle Wachstumsschub auch 2022 anhält und aufgestaute Wünsche bei Reisen, Kultur und Konsum erst 2022 in Erfüllung gehen. Sollte dies der Fall sein, bleibt die Inflation ein Thema auch über das laufende Jahr hinaus. Eine moderate Inflation ist im Allgemeinen gut für Aktien, da sie in der Regel mit einem positiven Wirtschaftswachstum und steigenden Unternehmensgewinnen einhergeht.

Alle Welt spricht von der Gefahr steigender Zinsen. Wie ist da Ihre Meinung?

Heiko Vitt: Seit fast vierzig Jahren leben wir in einer Welt fallender Zinsen. Ohne Zweifel war dies einer der Gründe für die Aktienhausse der letzten Dekaden. Tiefe Zinsen machen Aktien attraktiv, daher wird eine Gegenbewegung bei den Zinsen eine unbeschwerte Fortsetzung der Aktienrally erschweren, alles andere wäre blauäugig. Kräftig anziehende Rohstoffpreise, knappe Logistikkapazitäten, Engpässe bei Chips für die Autoindustrie und verstopfte Lieferketten lassen aktuell die Erzeugerpreise steigen.  Nun kommen die Notenbanken in Zugzwang und müssen umsteuern. Das wird nach meiner Überzeugung nicht bei voller Fahrt passieren. Dann wären die Gefahren für Wirtschaft und verschuldete Staaten einfach zu groß. Also werden die Zinsen erst sehr langsam und in sehr überschaubarem Umfang nach oben klettern. Ich erwarte, dass die Notenbanken hier Maß und Mitte sehr gut im Auge behalten werden.

Wachstums- (Growth) oder Substanzaktien (Value) haben sich zuletzt unterschiedlich entwickelt. Woran liegt das?

Michael Bender: Seit Ende der Finanzkrise 2009 haben sich die Wachstumswerte, zu denen hauptsächlich Unternehmen aus dem Technologiesektor gehören, besser entwickelt als Substanzwerte. Dies lag zum einen an der voranschreitenden Digitalisierung und zum anderen an den niedrigen Zinsen. Da die zukünftigen Gewinne der Technologieunternehmen mit niedrigeren Zinsen abgezinst wurden, haben sich die Unternehmenswerte erhöht. Diese Entwicklung wurde durch die Corona Pandemie nochmal beschleunigt, da viele Technologieunternehmen von der Krise profitierten, während Aktien aus den zyklischen Sektoren hohe Verluste hinnehmen mussten. Als Ende des letzten Jahres durch die Zulassung der Impfstoffe eine Erholung der Wirtschaft, vor allem der Industrie, in Sicht war, wurden wieder vermehrt Aktien aus eben diesem Bereich gekauft. Dies lag zum Teil auch daran, weil die Wachstumswerte schon eine Menge Zukunftsphantasie vorweggenommen hatten und zu teuer erschienen. Des Weiteren drohten aufgrund der aufkommenden Inflation Zinserhöhung seitens der Zentralbanken, die sich eher negativ auf das Wachstum und die Bewertung der Technologieunternehmen auswirkten. Value-Aktien haben traditionell eine niedrigere Bewertung und holten zuletzt etwas von diesem Abschlag auf. Für uns stellt sich in einem diversifizierten Portfolio nicht die Frage „Entweder-Oder“, sondern die der Kombination.

Lassen Sie uns mal einen Blick in den „Maschinenraum“ werfen. Wie finden Sie eigentlich gute Aktien?

Michael Bender: In unserer täglichen Arbeit beobachten wir sehr genau die Kapitalmärkte und recherchieren nach attraktiven Branchen und Trends. Unsere Megatrends im Aktienbereich haben wir definiert: Konsum & Lifestyle, Demografie & Gesundheit, Technologischer Wandel und Infrastruktur. Bei unserer Recherche nutzen wir eine Analysesoftware, mit der wir aus einem vorgegebenen Aktienuniversum Unternehmen nach bestimmten Kennzahlen und Strategien filtern können. In unseren regelmäßigen Gesprächen mit Fondsgesellschaften besprechen wir ebenso interessante Aktien. Auch der gesunde Menschenverstand, sprich das reale Leben, bietet oftmals Anregungen für Investmentideen. Wir haben da unseren eigenen Blickwinkel entwickelt.
Sobald wir auf eine interessante Aktie gestoßen sind, wird diese in einer Einzelanalyse genauer betrachtet. Dabei bewerten wir anhand von Modellen und Kennzahlen die zukünftige Entwicklung und Ertragskraft des Unternehmens. Außerdem beurteilen wir die Attraktivität und Verständlichkeit des Geschäftsmodells, die Qualität des Managements und die Alleinstellungsmerkmale (Burggräben) des Unternehmens im Vergleich zum Wettbewerb.
Am Ende entscheidet dann die Beurteilung der Chancen und Risiken, ob wir das Unternehmen in unsere Fokusliste aufnehmen und letztendlich für unsere Kunden oder unseren Fonds kaufen.

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Andreas Muhl, Peter Engel, Heiko Vitt, Beate Klasen, Michael Bender

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